Konrad Klapheck

25.01.2019 – 02.03.2019

(Baaderstr. 56B)

Konrad Klapheck
The Audience, 2008
Acryl auf Leinwand
170 × 130 cm
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2019

Die Schreibmaschine mit dem kleinen Logo „der altmodischen Herstellerfabrik“(1) Titan ist wohl das bekannteste Sujet des deutschen Malers Konrad Klapheck. 1935 geboren, hat Klapheck ein sowohl malerisches als auch graphisches Werk geschaffen, in dem technische Alltagsgegenstände und Maschinen als bildnerische Protagonisten ein surreales Eigenleben führen. Gewohntes wird fremd, Alltägliches unheimlich. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts finden Figurendarstellungen in Form von Porträts Eingang in Klaphecks Werk. Darüber hinaus beginnt der Künstler Konzertszenen zu malen, die die großen Musiker der Jazzwelt zeigen.
Zu jedem seiner Gemälde entsteht eine Zeichnung. Hierzu entwickelt Klapheck eine Technik auf Karton, die an die klassische Vorbereitung großer (Wand-)Gemälde aus der Zeit der Renaissance erinnert. (2) Seine Zeichnungen führt er in Kohle und Bleistift, seltener mit Farbstift, auf Leinwand oder (Transparent-)Papier aus. Die Bildidee ist en détail ausarbeitet, so dass von einem Entwurf kaum mehr die Rede sein kann. Es handelt sich um eine eigenständige Zeichnung in der Größe des geplanten Bildes. Hier wird die Linienführung anhand der erdachten Fluchtpunkte offengelegt. Ihre Komposition im Verhältnis zu den Flächen wird nachvollziehbar. Dadurch rückt nicht nur die Dynamik bzw. Statik, Wiederholung, Masse und Gewichtung, Perspektive und Wahl des Ausschnitts in den Fokus. Die Reduktion auf das grundlegend Lineare verdeutlicht vielmehr, wie die Bildfläche unter Spannung gesetzt ist. Als Einladung an das Kunstpublikum, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, stellt sich das Gefühl ein, am künstlerischen Schaffensprozess unmittelbar teilzuhaben.
Die Galerie Jahn und Jahn zeigt eine breite Auswahl an Zeichnungen, deren Motivik von diversen technischen Apparaten und Maschinen bis hin zu Konzertdarstellungen berühmter Jazzgrößen reichen. Einzelne Papierarbeiten werden in direkter Gegenüberstellung mit ihrem farbigen Pendant, dem Gemälde, gezeigt.
Konrad Klapheck war an der vierten und sechsten documenta beteiligt und von 1979 bis 2002 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Zahlreiche Preise, die ihm im Laufe seines Lebens für sein künstlerisches Schaffen verliehen werden sollten, lehnte er kategorisch ab. Er zählt gemeinhin zu den Klassikern der Nachkriegs-Avantgarde. Seine Werke wurden international ausgestellt und befinden sich in bedeutenden privaten und öffentlichen Kunstsammlungen, u.a. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Hamburger Kunsthalle, Hamburg, Sprengel Museum Hannover und Museum Ludwig, Köln.

(1) Zitat Konrad Klapheck, in: Kat Ausst. Menschen und Maschinen. Bilder von Konrad Klapheck, Kunsthalle Recklinghausen, Recklinghausen 2006, 84.
(2) Kat Ausst. Konrad Klapheck. Das graphische Werk, Kunstfoyer, Versicherungskammer Kulturstiftung, München 2015, 10.