Sehnsucht…

Videoarbeiten und installative Momente

18.06.2020 – 07.08.2020

Kuratiert von Benita Meißner und Ulrich Schäfert

Birthe Blauth (n.n.)
Frank Bölter (*1969)
Judith Egger (*1973)
Leonie Felle (*1979)
Sebastian Stumpf (*1980)
Boris Maximowitz (*1985)
Heike Mutter und Ulrich Genth (*1969 /*1971)
Susanne Wagner (*1977)

Das Jahr 2020 wird immer ein besonderes Jahr (gewesen) sein, egal wie lange der Ausnahmezustand noch anhalten wird. Weltweit fügen sich Menschen neuartigen Kontaktbeschränkungen sowie den von den Regierungen erlassenen Verhaltensregeln, mit dem Ziel, Mitmenschen zu schützen und einem Kollaps des Gesundheitssystems vorzubeugen. Die neue, schützende „soziale Distanz“ bestimmt unseren Alltag.
Der Begriff „Sehnsucht“ tritt im Jahr 2020 neu in den Fokus. Die alten Sehnsüchte gibt es nach wie vor, nur anders. Kein Geld der Welt kann die Sehnsucht nach Urlaub, Meer und fremden Kulturen in der Zeit von Ausgangsbeschränkungen stillen. Brennend ist nach dem Lockdown die Sehnsucht nach Begegnungen, die Sehnsucht nach diesem Gefühl mit vielen anderen einen Moment teilen zu können; sei es bei einer Opernaufführung, einem Konzertbesuch oder auch einer langen Nacht im Club.
Sehnsucht erleben wir als körperliches Gefühl. Es kann als Ziehen in der Brust oder als Kloß im Hals wahrgenommen werden. Sehnsucht kann schmerzhaft sein und uns traurig stimmen, gerade wenn sie unerfüllbar bleibt. Und sie kann zu einem warmen inneren Strahlen führen, wenn damit schöne Erinnerungen assoziiert und Energien und Visionen freigesetzt werden. Forschergruppen in der Psychologie unterscheiden laut Prof. Dr. Alexandra M. Freund (Psychologisches Institut der Universität in Zürich) verschiedene Merkmale der Sehnsucht und schreiben ihr Funktionen zu. So soll diese helfen, mit der eigenen Unfertigkeit oder Verlusten umzugehen, und sie unterstützt den Menschen dabei, sich im Leben Ziele zu setzen.
Historisch gesehen wird mit der Sehnsucht zu allererst die Epoche der Romantik (ca. 1795-1848) verknüpft. Novalis setzt in seiner Dichtung als Symbol die Blaue Blume ein, die für die schwärmerische Sehnsucht nach einem unerreichbaren, unbekannten Ziel, nach dem Unendlichen gilt, die in diesem Leben unbefriedigt bleiben muss. In der Unbestimmtheit der Sehnsucht sahen die Romantiker eine metaphysische Entsprechung der eigenen künstlerischen Arbeit, die eher als ein Suchen und Streben wahrgenommen wurde.
Im Verständnis der christlichen Tradition ist wesentliche Sehnsucht des Menschen die nach Gott. Friedrich Schleiermacher sprach davon, dass dem Menschen mit seiner religiösen Anlage die Sehnsucht „nach dem Wunderbaren und Übernatürlichen“ eigen sei. Der Theologe Paul Zulehner etwa sagt zur Gottessehnsucht des Menschen: „Sie macht uns lebendig.“
Mit unserem Videoprogramm rücken wir das Thema „Sehnsucht“ in den Fokus und geben den momentanen Sehnsüchten des Menschen ein mögliches Gesicht. Wir öffnen den Blick für die Sehnsüchte anderer und lassen uns treiben in einer künstlerischen Bilderwelt. Wünsche, Träume und Sehnsüchte innerer, immaterieller Bilder werden in den Videoarbeiten sichtbar. Einzelne Elemente aus der realen Welt in der Ausstellung, die in Verbindung mit den Videoarbeiten stehen, verweisen darauf, dass Sehnsucht nicht im Virtuellen verweilen muss, sondern sich auch materialisieren und in kurzen Momenten vielleicht auch erfüllen kann …

Sebastian Stumpf, Standbild aus „Inseln“, 2014
Videoprojektion mit Ton, 12:30, Loop

Aufgrund der aktuellen Lage kann weder eine Vernissage noch unser übliches Begleitprogramm stattfinden. Wir laden stattdessen an den folgenden Donnerstagen zu einem Besuch der Ausstellung bis 20 Uhr ein:
Do. 18.6.2020 /Do. 25.6.2020 /Do. 2.7.2020 /Do. 9.7.2020 /Do. 16.7.2020 /Do. 23.7.2020

DG Kunstraum

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80333 München

Tel. +49 (0) 89 282 548
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Di – Fr 12.00 – 18.00 Uhr
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