Felix Weinold

Praktisch

06.11.2020 – 19.12.2020

Die Braun-Falco Galerie freut sich mit „Praktisch“ die bereits siebte Einzelausstellung von Felix Weinold zu präsentieren, welche wir direkt vom Augsburger Kunstverein übernehmen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der „Nierentisch“, dem sich Felix Weinold aus unterschiedlichen Perspektiven malerisch nähert und so beispielhaft das aktuelle Schaffen des 1960 in Augsburg geborenen Künstlers reflektiert.
Tomas Elsen, Leiter des H2- Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast Augsburg schreibt im Ausstellungskatalog:

„‚Mighty Home Rosa‘, Nierentisch Mint, 212 Euro bei Avocadostore.de, Versand Gratis, Lieferzeit ca. 1 bis 2 Wochen. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach den ersten Entwürfen haben Remakes des in den 1950er Jahren in jedem trauten Heim unverzichtbaren Einrichtungsmöbels bei vielen wieder Konjunktur. Erleichtert ausschwingendes Understatement nach dunkelsten Jahrzehnten nicht nur politischer, sondern auch ästhetischer Gängelung, elegantes Umrunden der eigenen bürgerlichen Rechtwinkligkeit, pastellige Vorfreude auf den verdienten Feierabend schon im Design: Der Nierentisch, „ein Organ auf drei Beinen“, wie ihn das Kölner MAK, Museum für angewandte Kunst, jüngst treffend nannte, ist wieder da, und das schon eine ganze Weile.

(…)In großer Variationsbreite und der ihm eigenen malerischen Leichtigkeit hat er (Felix Weinold) sich des Motivs angenommen, um damit die eigene Malerei neu zu entfachen und zu dynamisieren. „Ich brauche immer nur einen Vorwand zum Malen. Meine Malerei dreht sich um das Malen selbst, nicht um Inhalte. Das Malen ist der Inhalt“. Weinolds künstlerische These ist zugleich künstlerische Strategie. Seit Jahrzehnten ermöglicht sie ihm den steten Perspektivwechsel. (…) Weinold ist dabei vor allem eines: Schnell. Sein Arbeitstempo ist enorm, es spiegelt sich im Fluss der Farbe, der fließenden, entschlossenen Bewegung des Pinsels, der Rolle, des Lappens, – in all jenen physischen Komponenten also, die sich schließlich zum gemalten Bild verdichten. Die dynamische Bewegung, der das Auge über die Bildoberfläche hinweghuschend nachspüren kann, ist offensichtlich. (…)

Und nun also der Nierentisch. (…) Sicher geht es ihm hier nicht um die Reflexion eines bestimmten ästhetischen Empfindens. Eher spielerisch, ironisch, leichtfüßig und mit einem gutem Schuss trocken-humorvoller Liebenswürdigkeit versehen fügen sich die Bilder zu einem augenzwinkernden Panorama trister Behaglichkeit, bei der man nicht zweifelsfrei weiß, ob sich die künstlerische Ironisierung auf den gemalten Gegenstand oder, in quasi dadaistischer Selbstbespiegelung, auf eine Beobachtung dessen bezieht, was sich während der Betrachtung zwischen Anschauendem und Kunstwerk abspielt. Entscheidend für die Wirkung ist in jedem Fall nicht das Einzelbild als vielmehr die Bildergruppe. Erst sie kreiert eine Atmosphäre, die umgekehrt dazu animiert, umso klarer sehend ins Detail zu gehen, visuell wie gedanklich gleichermaßen. Und damit das Bild in erster Linie als einen gemalten, Autonomie beanspruchenden Farbkörper zu sehen und zu entdecken, unabhängig von dem, an was die in ihm aufgehobenen
Gegenstände uns erinnern.

Ebenso kompensiert wie treffend hat der großartige Hermann Wiesler Ende der 1990er Jahre formuliert, was bis heute Gültigkeit beanspruchen kann: „Drei Fragen interessieren Weinold: Wieviel ‚Gegenstand‘ braucht ein Bild? Wie stark läßt sich ein Bild auf elementare Farbwerte reduzieren? Wie gelingt mit geringen Mitteln ausgreifende Bild-Wirkung?“, um uns gleich eine Antwort darauf zur Verfügung zu stellen: „Das Vor-Bild rutscht fast vollkommen weg. Hier und da schimmert es durch, doch ganz und gar nicht mit der Absicht, von einem archäologischen Blick freigelegt, rückübersetzt zu werden. Es bleiben – wenn überhaupt – Reste..“. In gewisser Weise stellt Weinolds Werkgruppe praktisch eine Metapher darauf dar, wenn auch sicher mehr unbewusst als gewollt. In jedem Fall ist sie eine gut gelaunte Bilderfamilie von großer Frische die einmal mehr belegt, dass seine Malerei auch weiterhin kaum vorhat, vor irgendetwas halt zu machen.“
Thomas Elsen

Felix Weinold
Praktisch 1
Mischtechnik auf Leinwand
100 x 80 cm

 

Braun-Falco Galerie

Nymphenburger Str. 22
80335 München

Tel. + 49 (0) 89 579 497 741
info@braunfalco.de

braunfalco.com

Öffnungszeiten

Di – Fr 13.00 – 18.00 Uhr
Sa 11.00 – 16.00 Uhr

barrierefrei